Geschichten um Familie und Kultur

2018 ist die Idee zur Geschichten aus der Marronigasse entstanden. An ihr wird auch künftig noch neues hinzu gefügt. 

Der Aufbruch

Vor vielen Jahren war unsere rechtspopulistische Partei der Volksfreunde noch nicht allein herrschend. Sie musste sich die Macht mit Anderen teilen. Mühsam war es, eine gute Idee dem Volk zu verkaufen. Da war die Mitte-Rechts, vertreten durch die Wirtschaftsfreundlichen. Die Umweltfreunde gab es sogar im Doppelpack. Einmal ein grünes Fähnchen das sich nach dem Winde drehte und dann die Radikalen. In der Mitte gab es zwei religiösen Parteien. Sie repräsentierten gleichzeitig die Landeskirchen. Mitte-Links lebten die Sozialisten. In der Vergangenheit haben sie gute Arbeit geleistet, aber den Schweizern ging es in zwischen zu gut, so gingen ihnen langsam die Argumente aus. 

    Nationalisten und Kommunisten. Die an den Rändern wie Dornen angesiedelt waren trieben ihr eigenes Spiel. Ohne wirklichen Einfluss, aber regelmässig störten sie den Frieden mit kritischen Fragen oder noch viel schlimmer, mit dokumentiertem Unrecht.

    Unterstützt wurde damals dieses Chaos noch zusätzlich von der Staatlichen Medienanstalt SRG. Diese Informierte die gesamte Bevölkerung so neutral wie möglich über einzelnen Themen. So waren einige oft überfordert, die richtigen Entscheidungen zu treffen, wenn es galt, seine Pflicht als bestimmender Bürger nach zu kommen. Wir dürfen nicht vergessen, die Schweiz war einmal eine echte Demokratie. In den Nachbarländern wurden wir für dieses Recht, den grossen zwischendurch, wenn sie es wieder einmal gar zu einseitig trieben, auf die Finger zu klopfen. 

    Dann aber kamen unseren Strategen, aus der Volkspartei, auf eine geniale Idee. Aus unzähligen Niederlagen haben sie gelernt, dass man dem Volk niemals die Wahrheit sagen darf. Das man sie nur dann für etwas begeistern kann, wenn sie das Gefühl haben, einen Materiellen Gewinn machen zu können.

    In einer lauen Sommernacht im Jahr 2015 geschah es. Wir möchten den Blutalkoholgehalt von Franz Keller nicht wissen, aber sein Auspruch: „Wenn ich nicht so viel Billag-Gebühren hätte zahlen müssen, hätte ich von diesem köstlichen Wein noch zehn Flaschen mehr kaufen können!“ Guter Wein war damals wirklich sehr teuer.

    In dieser Nacht ist der Grundstein zu unserem Aufstieg gelegt worden. Im engsten Freundeskreis wurden die wirtschaftlichen Gewinnmöglichkeiten zum einen, und der parteiliche Nutzen zum andern, diskutiert.

    Abedin Maluku: mir zittern noch immer die Hände und ich muss mich hinsetzen. Es hat sich also doch gelohnt. Alle haben mir abgeraten der Volkspartei bei zu treten. Alle, sogar Ana meine Frau meinte, was ein Exalbaner in dieser Volkspartei wolle. Wieder habe ich es meinen Zweiflern gezeigt, man muss nicht im Rampenlicht stehen um etwas zu erreichen. Man muss vorher sehen was kommen wird und gezielt handeln. Ich bin so stolz.

    Der Richter und sein Henker von F. Dürrematt hält Abedin in den Händen. Ein Buch, dass er am 4. März 2058 zur Namenstaufe der Volkspartei anzünden wird. Wenn es brennt, so ist vorgesehen, dass er es Bundesrat Walter Hochueli übergibt. Dieser wird dann das brennende Buch auf den Haufen der linken und subversiven  Autoren aus den letzten Jahrhunderten werfen, damit diese nie mehr gehör finden werden. Das wird der Augenblick sein, in dem aus der Volkspartei die „Vereinten Schweizer Eidgenossen“ geboren werden.

     Wenn der Name ausgerufen ist, so werden alle übrigen, jetzt schon unbedeutenden Parteien ihre Fahnen und Statuten in den brennenden Bücherhaufen werfen und der VSE treue schwören.

     VSE klingt gut. Klingt nach Disziplin, klingt nach Kraft, klingt nach ... Zweimaliges, kurzes läuten an der Haustür reissen Abedin aus seinen Gedanken. Seine 14jährige Tochter Elana spurtet in dick, wattierter Jacke aus ihrem Zimmer und ruft ihrem verdutzten Vater ein bis später hinterher. Die Wohnungstür fällt ins Schloss und weg ist sie. Sicher wieder dieser Stephan. Abedin setzt sich in Bewegung.