10 Sätzen aktuelles aus 2015

2015 habe ich immer im letzen Monatsdrittel einen Blick auf aktuellen Themen in 10 Sätzen geschrieben. Diese arbeiten habe ich noch unter meinem Synonym "Ben Nordlanderer" bzw. "BeNo" verfasst.

Januar von Ben Nordlanderer

Radikalisieren in 10 Sätzen

Dramen bewegen die Welt, egal wie gross diese ist. Eine Freundin hat für sich als Unwort des Jahres 2015 „radikalisiert werden“ gewählt. Eine kleine Welt, vor einem lauten Charlie-Hintergrund. Zuvor das leisere Familiendrama im Züricher Weinland.

Machen wir die Täter zu Opfern und nehmen ihnen so die Verantwortung ab?

So hätten auch wir wieder ein Stück Freiheit zurück. Wir denken nicht mehr selber, sondern überlassen dies den Pferden mit den grösseren Köpfen. Wenn die dann den Karren so richtig über die Grenze ziehen, springen wir von denselben, nehmen unsere paar Franken und kaufen radikal in Euro ein. Später wachen wir auf und dann, ja dann, lamentieren wir.

Schuld sind die Anderen und glücklich der Autor, dass er hierfür nicht ausgepeitscht wird.

 

 

Februar von Ben Nordlanderer

Même pas peur

Ein Russenbär namens Vladimir,

zur Narrenzeit wurde er gar ein dreistes Tier.

Als Engelchen verkleidet steh'n sie da,

Madame Europa zusammen mit der Angela.

Jimmy der Cowboy verlor seinen Stern,

jetzt sitzt er still in der Ecke, macht er nicht gern.

Die Musik spielt auf zum Tanze,

die Orgel brüllt, es spielt General Schawanze.

Der pelzige Oberkörper in Soldatenhosen,

greift sich eine von Madames schönen Mimosen.

Die Puffmütter machen grosse Augen,

Jimmy sitzt noch immer still da, ist am Saugen.

Wo ist nur das Erkennen geblieben,

Vladimir führt den Reigen, nach seinem Belieben.

Ur-Opa hat es mehr als brutal getrieben,

wo sind ihre Geschichts-Erinnerungen geblieben.

Das Volk steht da die guten,

sie wissen wenn's schief geht, sind sie am Bluten.

Noch sammelt jeder was er kann,

die fünfte Jahreszeit zieht alles in ihren Bann.

ta-ta, ta-taaaa!

 

 

März von Ben Nordlanderer

Frühlingserwachen

Der März, er beginnt mit einem Aufbegehren des Winters. Schnell bläst ihn der Frühling weg. Heller und milder wird es, jeder kann die kommende Jahreszeit mit seiner hoffnungsvollen Seite spüren.

Um halb fünf Uhr, da zwitschert es in der Morgenstille fröhlich von den Bäumen, ein Konzert, das durch nichts zu toppen ist.

Doch kaum hat man sich den Sommergefühlen hingegeben, da wird die Zeit vorgedreht. Die Nacht und die Röcke der Mädchen werden kürzer. Was jetzt geschieht ist, man könnte meinen, ein von Menschenhand gemachtes Drama.

Ein Tuch kalter, dunkler Stille bedeckt das Land. Die Schneefallgrenze sinkt auf 500 Meter und alle Erwartungen sind mit einem Hammerschlag vernichtet. Unser einziger Trost, der Wind wird die Herren Winter und Kalt kraftvoll davon blasen.

 

 

April von Ben Nordlanderer

April, jeder will . . .

Wirklich kalt war nur das Osterfest, Anfang April, nicht das Wetter. Dass da einer für seine Überzeugung vor fast 2000 Jahren ans Kreuz genagelt wurde, ist bei diesem Konsum-Wettkampf völlig in den Hintergrund getreten. Da schlage ich für Pfingsten als Geschenk vor: jeder soll seinem Partner ein paar intelligente, ganz persönliche Zeilen schenken. Geschrieben von einem Profi, denn: „Süsser die Kassen nie klingeln, all zu der Pfingsten-Zeit”.

In Zürich verbrennen sie jedes Jahr einen Böögg und bestimmen so das Sommerwetter. Letztes Jahr war’s am Sechseläuten nass und kalt, so dass der Schneemann sich mit Platzen beeilt hat. Heuer stand er mit gekröntem Haupte da und liess sich alle Zeit, ein Fisch, der mit den Strom schwimmt – sogar Europa gefällt das.

Es schwimmen ja nicht nur Fische im Wasser, sondern auch solche, die es nicht wollen und dann entkräftet untergehen. Ein Drama, dass man Seelenverkäufer nicht am Auslaufen hindert, da bebt auf dem Dach der Welt vor Entsetzen die Erde mit ähnlichen Resultaten.

Somit sind wir wieder beim Thema Geld generieren auf „Teufel komm heraus“!

 

 

Mai von Ben Nordlanderer

Konfidenziell

Anfangs Mai hat wieder ein Königskind das Licht der Welt erblickt. Sein Name wurde mehrere Tage streng vertraulich behandelt und es hat funktioniert.

Nicht so intra muros soll sich Christa Markwalder verhalten haben. Was hat sie in diesem Fall am Begriff „Vertraulich“ nicht verstanden, das sie eben solche Dokumente ausgerechnet an eine Lobbyistin weitergereicht hat? 

Ein junger Italiener, vielleicht ein Wirtschaftsflüchtling, hat sich diskret über die grüne Grenze ins Bündnerland geschlichen. Er wurde aber beim Herumschnüffeln eiskalt erwischt.

Sein Glück war, das nur mit dem Fotoapparat auf ihn geschossen wurde, andere Bären haben da finale Erfahrungen gemacht.

Zum Schluss sorgt König Fussball einmal mehr für einen weiteren, ethisch inkorrekten, Finanzskandal. Sepp Blatters Fifa-Wiederwahl kann dies nicht erschüttern, das sitzt er, wie vieles Andere auch, auf einer Backe aus. Einmal mehr sollen ein paar seiner Freunde heimlich die Hand, unverschämt kräftig und diskret, offen gehalten haben.

 

 

Juni von Ben Nordlanderer

Rundes lässt man rollen

Der Ball ist rund und rollt dahin, wo er getreten wird. Kaum wurde der Sepp wieder gewählt, verkündet Blatter auch schon seinen Rücktritt. Den Delegierten aus den reichen Ländern freut es, die andern wollen ihn behalten. Lustvoll spielt die wohlgenährte Presse den Totengräber.

Totengräber leben auch in Griechenland, dort soll der Euro rollen, tut er aber nicht. Ich erinnere mich, als zu Beginn der Eurokrise die deutsche Presse über ein gefälschtes griechisches Staats-Budget schrieb. Wenn das stimmt, wo waren dann die Buchhalter der EU? Die Griechen wiederum hätten daraus gelernt, wie man als Maus auf Katzennasen Sirtaki tanzt. Das alles kommt mir wie die alten Tom & Jerry-Filme vor.

Ach ja, zum Thema Brot und Spiele, im Tennis sind wir Schweizer ja gar nicht so schlecht – sogar richtig authentisch.

 

 

Juli von Ben Nordlanderer

Kriechen als neue Kultur

Der Juli steht ganz im Zeichen der Kriechen, nichts hat Europa mehr bewegt. Denn kriechen muss das griechische Volk, und zwar ganz unten durch. Einen Grexit haben sie gefordert und da hören wir doch aus dem Norden die Finnen mit dem gleichen Ruf. Dann muss es aber entweder Finixit oder Suoxit heissen.

Im Euro-Possenspiel gingen die Amis fast völlig unter. Jimmy hat einmal mehr mit Diplomatie einen Frieden mit einem seiner Erzfeinde geschlossen.

Ziemlich schnell flog danach der Herr Gabriel nach Teheran, möchte er einen Iranixit vorbereiten?

So langsam bewundere ich die westliche Wirtschaftselite. Erobern die Welt, in dem sie andere zwingen, freiwillig, übergrosse Schulden zu generieren. Beim anschliessenden Kollaps sind diese dann gezwungen, zu griechen, äh kriechen meinte ich, und dann ....... bum!

 

 

August von Ben Nordlanderer

Im Schlaf sind sie beim Herrn

Schläft er noch, oder träumt er schon, wenn ein sogenannter Intellektueller, der agiert und herrscht, etwas äussert, das er so nicht meint? Ich schreibe vom Churer Bischof Vitus Huonder, der einen Teil seiner Brüder und Schwestern zum Teufel wünscht, so versteh’ ich das. Steht nicht im Neuen Testament etwas von liebe deinen Nächsten wie dich selbst? Ist es nicht besser, Mann liebt ehrlich Mann, als Mann vergreift sich mal wieder an einem wehrlosen Kind?

Zum Glück ist die Schweiz klein und vergisst schnell, wenn sich einer saudumm äussert.

Saudumm ist es auch bei den 71 Flüchtlingen gelaufen, die in einem Lastwagen erstickt sind. So nahe waren die Opfer noch nie am Zentrum und die Politik hat wie erwartet reagiert.

Ein wirklich grosser Mann ist diesen Monat zum Herrn gegangen. Als Kaspar, der schlau, verschlagen, ehrlich, mutig und immer hoffnungsvoll fröhlich ist, hat er viele Generationen, auch mich, beeindruckt.

Sorry Vitus, die Grösse eines Schauspielers wie Jörg Schneider wirst du nie erreichen.

 

 

September von Ben Nordlanderer

Du sollst keinen Gott ausser . . .

Alles ist eine Wiederholung in dieser Welt, wir könnten also aus der Geschichte lernen, sollte man meinen. Tun wir aber nicht, weil uns der liebe Gott dafür dann doch zu wenig Hirnschmalz eingepflanzt hat, mich mit einbezogen.

Schon wieder haben die Mächtigen, die, die den Hals nie voll genug bekommen können, betrogen. Volkswagen hat ihre Messdaten etwas geschönt, um Umweltauflagen besser erfüllen zu können, wer noch?

Aber auch die Banken, unsere UBS natürlich auch, haben nichts gelernt. Diesmal hat die Gier mit Edelmetallen getrickst.

Eine Konstante ist geblieben, unser Hauptgott heisst Geld. Danach kommen die Nebenreligionen wie die der Christen, Juden, Muslime, Buddhisten . . .

Wir steuern zielgerichtet wieder auf ein Pulverfass zu, wie wir es 1933 schon einmal hatten. Diesmal würde es nur noch globaler krachen und danach übernehmen dann die Insekten die Weltherrschaft, ehrlicher wird es dann sein, denn dann herrscht nur noch Fressen und gefressen werden.

 

 

Oktober von Ben Nordlanderer

Danke

Dank den Nationalratswahlen hat sich die Schweiz einmal mehr den allgemeinem europäischen Tendenzen angeglichen. Dass da ausgerechnet die gewonnen haben, die anders und freier von Europa sein wollen, ist witzig. Es liegt sicher nicht am fehlenden Stallgeruch, wenn die intellektuellen Parteien Federn lassen mussten, sondern dass  die Rechten wohl mehrheitlich noch körperlich arbeiten – s’ sind aber doch alles Akademiker dort! – und so besser wissen wie sich das Volk fühlt.

Nun muss die SVP zeigen, dass sie mehr kann als nur laut lamentieren. Kommunal machen sie eine gute Arbeit, aber die Welt geht nach dem Ortschild weiter. Ich zweifle, ob sie das auch wissen, und Sie wissen nun, dass ich anders gewählt habe, und nein, ich bin der Meinung, die SP arbeitet genau so schlecht wie die FDP.

Aber haben Sie es auch bemerkt, fürs Wählen hat sich nur die SVP bedankt. Höflichkeit und Anstand sind heute seltene Pflanzen. So gesehen möchte ich mich auch mal fürs Lesen dieses Essays bedanken.

Danke.

 

 

November von Ben Nordlanderer

Streitbar

Streitbar war er, bewegt hat er alle. Helmut Schmidt war ein Politiker, der auch nach seinem Abgang als Bundeskanzler weiter machte als Journalist, die Berufsgruppe, die er früher als Wegelagerer bezeichnet hatte. Als Stratege war er auf alle Seiten hin beweglich und hat sich mit denen verbündet, die seinen Zielen nützlich waren. Schmidt war ein echter Hamburger.

Auch die Pariser sind streitbar, sie wollen nicht zulassen, dass sich ihre Trauer in Wut verwandelt. Ein Stück wahre Grösse.

Unsere Bauern sind lebendige, wackere Streiter, die um ihre Existenz fürchten. Ihre Mutterpartei die SVP, hat dem Bund eine Sparwelle besorgt. Nötig ist sie, nur die Bauern wollen ihren Anteil nicht erfüllen. Es könnte Pech fürs Volk sein, Kühe haben keine Lobby.

 

 

Dezember von Ben Nordlanderer

Des Schweizers stolze Tradition

Ja, sie haben es wieder einmal geschafft, sie müssen nicht sparen. Keiner spricht von den 20 Millionen Gewässerschutz- und Pflegegeldern, die sie fürs Nichtstun zusätzlich erhalten. Erzähl das einer mal einem Arbeiter, einer Pflegeberuflerin oder jemandem im Detailhandel, die zu schlechteren Bedingungen arbeiten als unsere Edelweiss-Hemden tragenden Bauern. Diese müssen bei so einer starken Lobby auch die alte Primarlehrerin nicht fürchten, sie wird nichts gegen ihre Hemden zu sagen wagen.

Für uns Schweizer zeugt es von gesunden Selbstvertrauen, wenn Albaner ihren Adler, Bosnier ihr Schild, Amis ihre Flagge etc. zur Schau tragen. Aber wehe, ein Schweizer stellt mit dem Tragen eines Hemdes stolz seine Nationalität zur Schau, dann wird er von sozialen Gutmenschen gleich als übler, krimineller Nationalist gebrandmarkt.

Fängt Toleranz nicht zu erst bei sich selbst im Kleinen an und schwappt dann wie ein Glibber-Pudding auf die Anderen und das Fremde über? In einer toleranten Welt hat auch das Fremde die Möglichkeit, in Würde als Gast zu leben und zu arbeiten, ohne eine nationale Schutzkraft zu kultivieren.

Wer nur dem Fremden gegenüber tolerant ist, der züchtet in sträflicher Weise den Rassenhass.

Es genügt mir schon jetzt wieder, wenn eine Gruppe Machtgeiler unter dem Deckmantel von Religion morden und stehlen lassen.